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25.02.2020

Starten möchte ich mit meinem Lieblingsgedicht, welches mein Bruder, der Lyriker Michael Schmal für seinen guten Freund und Künstler Uwe Krüger (RIP) geschrieben hat.


Die Feder


Ich war im Wald spazieren und habe diese Feder gefunden und würde so gerne wissen, wieviel Himmel sie schon sah.   Uwe Krüger


Ich sah einst so viel Himmel,

erträum ihn nie genug,

von grenzenloser Freiheit

und stolzem Adlerflug.


Kalter Hauch der Berge,

Sonne warmer Schein,

kühler Tau am Morgen,

des Adlers schriller Schrei.


Der Ruf des Adlers trifft mich noch,

ist Schmerz mir und Verlangen.

Ich spür des Windes Nähe noch,

erfüllt mich so mit Bangen.

Die Wolken ziehen seh ich noch,

hätt ich in einer nur gehangen,

des Regens Nässe trink ich noch

und lieg hier unten wie gefangen.


Ich fühl des Adlers Schwingen,

der ich ein Teil gewesen bin,

im Reigen meiner Schwestern,

trägt Sturm uns bis ans Meer dahin.


Ich träum von weitem Horizont,

von Wolken ohne Zahl,

des Mondes Glanz, der Sonne Schein,

des Himmels beste Wahl ..

Die Wäler hör ich singen,

sie wiegen sich im Wind,

hochüber all den Wipfeln

bin ich der Sterne Kind.


nun lieg ich wir gebrochen,

einsam auf weitem Feld

und hab es doch vernommen,

das Lied von einer grenzenlosen Welt.


... ich finde es immer wieder einfach nur schön ....

Erinnerungen       dieser Artikel ist in der Zeitschrift " Die Straße" dem Mecklenburger Straßenmagazin erschienen 


...auf  Reisen  gesehen  -  Lettland   . . .               2003

 

Wer in seinen Ferien von kilometerlangen nahezu menschenleeren Stränden träumt. Wer malerische Blumenwiesen, a la Monet, in weiter Natur liebt. Wer beim Anblick eines urigen Waldes zum “Jäger und Sammler“ mutiert. Und wer Lust auf alte Burgen und Schlösser aus längst vergangenen Jahrhunderten hat, der sollte unbedingt einmal nach Lettland reisen.

Riga hat sich bereits zu einer Perle gemausert. Eine Stadt mit Charme und vielen Sehenswürdigkeiten. Diese Stadt kann auf eine abenteuerliche Geschichte zurückblicken. Bei einem Spaziergang durch die Altstadt bleibt das kaum verborgen. Viele Kirchtürme ragen in den Himmel und sind Zeugen des einstigen Reichtums dieser Hansestadt. Nicht nur die Fassaden der alten Hansehäuser beeindrucken, so hat z.B. der Jugendstil hier eine ganz eigene Entwicklung genommen. Nur kurze Zeit beeinflusste er die Architektur, dafür aber umso heftiger. In der Albeta iela zum Beispiel sind ganz prächtige Jugendstilhäuser zu bestaunen. Nicht nur architektonisch hat Riga viel zu bieten. Gemütliche Straßenlokale laden zum Verweilen ein. Im Restaurant “ Lido“ in der Krasta iela erwartet den Besucher ein umwerfendes Buffet, vorzügliches Essen zu günstigen Preisen.

Nach Kultur und Stadtleben bieten die weiten Landschaften Lettlands genügend Freiraum für Abenteuer und Erholung, zum Beispiel der Gauja Nationalpark bei Cesis. Der rund 900km² große Park befindet sich nur knappe 50 km nordöstlich von Riga. Die Gauja schlängelt sich eindrucksvoll durch diese hügelige Gegend. An den Ufern der Gauja finden sich immer wieder Sandbänke, die zum Baden und Sonnen einladen. Mit einer handbetriebenen Holzfähre kann man den Fluss überqueren. Wanderungen und Bootstouren bieten immer wieder neue Natureindrücke. Im Winter ist diese Gegend ein ideales Skilanglaufgebiet.

Die Gauja war schon im Mittelalter eine wichtige Verkehrsader, deutlich wird das durch die Vielzahl der Ruinen, die das Ufer säumen. In Cesis befindet sich eine sehr sehenswerte Kreuzritterordensburg, so auch in Sigulda. Aber nicht nur die Gauja hat das zu bieten. Die große Schwester Daugava, die bei Riga in die Ostsee mündet war ebenfalls immer eine wichtige Handelsroute. So gehörten viel Orte an den Ufern des Flusses der Hanse an. Koknese gehörte ab dem 14 Jh. dem Bund an. Sehenswert  ist die Burg von Koknese. An ihrem Ufer vereinen sich die Flüsse Daugava und Perse.

Mit viel Liebe wurde das Barockschloß von Rundale, bei Bauska in der Ebene von Semgallen, rekonstruiert. Es war die Sommerresidenz des kurländischen Herzogs Ernst Johann Biron. Im Mai 1736 legte man feierlich den Grundstein zum Schlossbau. Die Geschichte des Baus ist abenteuerlich. Nach dem Tod der Zarin Anna Iwanowna wurde der Herzog, Günstling der verstorbenen Zarin, nach Sibirien verbannt. So musste der Bau ruhen. Erst im Jahre 1764 wurde am Schloss weitergebaut, nach neuen Plänen. Architekt des Schlosses war Francesco Bartolomeo Rastrelli.

Zu einem rundherum erholsamen Urlaub gehören nun noch ein paar sonnige Tage am Strand. Die Ostseeküste Lettlands ist einfach umwerfend. Lange Strände, fast menschenleer, feiner Sand und scheinbar unberührte Natur.

Kiefern bewachsen die Dünen bis fast an die Küste und mit etwas Glück sieht man seltene Pflanzen, z.B kleine Orchideen. Hier und da finden sich gemütliche Rastplätze direkt am Strand. Auch die Letten lieben ihre Küste.

Noch befindet sich auch hier der Tourismus in seinen Kinderschuhen. Campingplätze werden langsam auf den neusten Stand gebracht. Hotels findet man mit Sicherheit in dem schönen Ort Jurmala. Die alten Häuser lassen an den Charme früherer Zeiten erinnern.

Im nächsten Sommer vielleicht nach Lettland? Das wäre was. Doch sollte man bedenken, dass einige der großen Straßen nicht asphaltiert sind, echte staubige Schotterpisten. Also vielleicht nicht mit dem neusten Auto fahren.           Lettland bietet mehr als ein Abenteuer!  

Erinnerungen       dieser Artikel ist in der Zeitschrift " Die Straße" dem Mecklenburger Straßenmagazin erschienen


...auf  Reisen  gesehen - Indonesien, Lamalera  . . .          2008


Wenn man ein Land wie Indonesien mit über 13000 Inseln bereist, gibt es viele aufregende und interessante Geschichten zu erzählen.

Auf einer unserer Reisen kamen wir in einen ganz bemerkenswerten kleinen Ort, dem Walfänger Dorf Lamalera auf der Insel Lembata. Allein der Umstand, das es auf der Welt nicht mehr viele Gegenden gibt, wo es den Menschen erlaubt ist, die Riesen der Meere auf traditionelle Art zu erlegen, machte unseren Abstecher auf diese Insel so interessant.

Wir befinden uns ganz im Osten Indonesiens auf der Insel Flores. Die Reise nach Lembata allein ist ein kleines Abenteuer. Weder die Busse, noch die Fähren machen einen wirklich vertrauenswürdigen Eindruck.

Nach drei Stunden Busfahrt und zwei Reifenpannen erreichen wir den Busbahnhof von Larantuka, dem östlichen Ende der Insel Flores. Mit einer verrosteten Fähre geht die Fahrt auf dem Wasser weiter, vorbei an imposanten Vulkanen. Nach rund 4 Stunden erreichen wir den Hafen von Lewoleba auf Lembata. Ein alter Truck bringt uns quer über die Insel nach Lamalera, in unser Walfängerdorf.

Bereits als wir das erste Mal von diesem Ort hörten, war unser Interesse geweckt. Das klang nach echtem Abenteurer. Im Osten Indonesiens gibt es nur noch drei Walfangdörfer, wo die Fischer nach alter Tradition die Meeresriesen erlegen.

Doch bereits auf dem Weg nach Lamalera überkommen uns erste Zweifel. Wir reisen in eine Gegend, wo Wale getötet werden. Wir, die Tiere und Natur über alles lieben! Doch die Erlebnisse in Lamalera werden uns lehren, dass töten auch leben bedeutet. Wir Menschen aus der modernen Welt, denen das Leben in jeder Hinsicht „servierfertig“ bereit steht, können uns kaum vorstellen, dass in anderen Gegenden der Welt die Menschen nur vom Fischfang oder der Jagd leben.

Was wir in diesem Ort am Meer erfahren dürfen, ist Leben fern von unseren Normen und Vorstellungen, insbesondere gegenüber der Tierwelt. Die Menschen leben vom Meer und den Tieren darin und sie behandeln ihre Umwelt mit Respekt und Achtung.

Niemals würde ein Fischer hinaus aufs Meer fahren, ohne eine entsprechende Zeremonie für die Götter, für das Meer und die Lebewesen darin. Keine Walfangsaison beginnt ohne eine große Zeremonie, die rituelle Reinigung und Einfettung der Boote. Obwohl die Menschen hier katholisch sind, folgen sie seit jeher ihrem alten Glauben und Animismus.

Vor einigen hundert Jahren lebten diese Fischer auf der Insel Sulawesi, sagt man. Warum sie dort weggingen, wissen wir nicht. Doch sie haben sich auf die Reise gemacht und sich auf der Insel Lembata niedergelassen. Sie haben eine Abmachung mit den Inselbewohnern getroffen. Die einen fangen den Fisch, die anderen sind Bauern und bewirtschaften das Land. Sie treiben Handel miteinander. Fisch gegen Obst, Gemüse und Reis, davon profitieren beide Seiten. Das Prinzip funktioniert und das ist auch der Grund, warum es ihnen erlaubt ist, die Wale zu fangen. Würden sie über die Insel hinaus groß Handel betreiben, wäre es längst untersagt. Nur in den Monaten Juni bis September ziehen die großen Pottwale an ihrer Bucht vorbei. Zwischen 15 und 20 Wale werden in einer Saison erlegt. Das variiert von Jahr zu Jahr.

Der Walfang hat hier eine sehr alte Tradition. Die Technik des Fangs hat sich in den Jahren kaum verändert. Die Boote sind ungefähr 10 bis 15 m lang und werden aus einheimischen Hölzern hergestellt. Wenn so ein Bootsbau abgeschlossen ist, wird der Kahn mit Kautschuk eingeschmiert und ein Schamane weiht es mit Hühnerblut. Auf der rechten Seite des Bootes befindet sich ein Ausleger. Hier werden die Harpunen für die Jagd gelagert. So eine Harpune besteht aus einem ungefähr 8 m langen Bambusohr. An der Spitze wird ein massiver Widerhaken mit einem langen Seil befestigt.

Auch an der Spitze des Bootes gibt es einen kleinen Ausleger, auf ihm steht der Fischer mit seiner Harpune und hält Ausschau nach Beute. Wird ein Wal gesichtet, folgt man ihm, heute mit Motor, früher aus eigener Kraft. Der Fischer wartet einen günstigen Moment ab und springt mit voller Kraft in den Nacken des Wals. Er versucht den Haken so günstig wie möglich und so tief, wie nur möglich in die Fettschicht zu rammen. Ist der Moment falsch gewählt, kann es schnell passieren, dass der Kahn mit seinen Fischern dem Wal in die Tiefe folgt. Haben die Fischer einen großen Säuger am Haken, lassen sie sich mit ihrem Boot von dem Tier ziehen, bis es erschöpft ist. Dann lenken sie den Wal in ihre Bucht. In der Regel erfolgt die Jagd mit mehreren Booten. Von dem Wal bleibt nichts übrig, alles findet Verwendung. Fleisch, Fett und Knochen, sogar die Zähne finden Gebrauch. Natürlich werden auch andere Wale oder Fische erlegt. Eine Ausnahme bildet der Blauwal. Er ist das Totem des Klans und darf niemals gejagt werden. 

Wir heuern ein paar Fischer an, die mit uns aufs Meer hinausfahren. Mit dem schmalen Auslegerboot lassen wir uns durch die Wellen gleiten. Ein Fischer springt für uns mit der Harpune im Anschlag ins tiefblaue Nass, um uns die Technik zu zeigen, mit der sie die Wale erlegen. Zum Glück ist weit und breit kein Wal zu entdecken. Dafür sehen wir hunderte von Delphinen, die in großen Schulen an uns vorbeiziehen. Ein unvergesslicher Anblick, so viele Delphine, die voller Lebenskraft in die Höhe springen, als wollten sie sagen „los fangt uns doch, ihr kriegt uns nicht!“

Wir fahren Heim mit großem Respekt für diese Menschen. Wir bewundern sie für ihren Mut und beneiden sie um die scheinbar noch intakte Welt, in der sie leben. Einfach ein ganz anderes Leben und wir hoffen, dass man diese Welt nicht so schnell zerstört.

Erinnerungen       dieser Artikel ist in der Zeitschrift " Die Straße" dem Mecklenburger Straßenmagazin erschienen


...auf  Reisen  gesehen - Angkor Wat  . . .    2017

 

Es gibt Orte auf unserer Erde, da kann man Geschichte erleben und mit etwas Phantasie einen Zeitreise in die Vergangenheit unternehmen. Rom ist zum Beispiel so ein Ort, Petra in Jordanien und auf alle Fälle auch Angkor Wat in Kambodscha. Man sagt Angkor sei die Seele Kambodschas. Wie anders hätte ein Volk mit solch traumatischen Erlebnissen im letzen Jahrhundert wieder positiv in die Zukunft schauen können. Der Stolz und das Wissen um das große Angkor Reich gibt der Seele Kombodschas Stolz und Kraft.

Wie konnte so ein Reich entstehen? Als Begründer des ersten Khmer Staates gilt Jayavarman II, der im 9 Jh. regierte. Er führte den Gottkönigkult ein, berief einen Gerichtshof, gründete eine Armee und eine neue Hauptstadt mit Verwaltung am nördlichen Ende des Sees Tonle Sap. In den folgenden Jahrhunderten erlebt das Angkor Reich eine Hochkultur, wie es sie zu der Zeit nirgends auf der Welt gab. Ein genial durchdachtes Bewässerungsnetz war Voraussetzung für diese Entwicklung. Kanäle und Wasserbecken durchziehen das Land bis heute. Die Wassermassen der Monsunzeit konnten so für drei Reisernten im Jahr genutzt werden. Man hatte genug Nahrung für Städte mit bis zu 1 Million Einwohner und konnte sich eine Arme leisten, die die Grenzen des Landes erweiterte und schützte. Der letzte große König war Jayavarman    VII, der im 12 Jh. regierte. Er führte den Buddhismus als Staatsreligion ein. Bis dahin war Angkor durch den Hinduismus geprägt. Er ließ Krankenhäuser bauen und errichtete die letzten großen Tempel. Doch die Kriege und der Bauwahn des Königs läuteten langsam den Untergang des Reiches ein.  Kräfte und Finanzen wurden immer schwächer, die umliegenden Feinde immer stärker. Das Reich Angkor verlor an Glanz und doch lebten die Könige noch bis zur Mitte des 15 Jh. in Angkor, dann war Angkor millitärisch nicht mehr zu halten. Nach und nach wurde die Stadt verlassen. Der Verfall setzte ein. Die von Edelmetallen geschmückten Figuren und Tempel wurden schnell Opfer von Plünderungen und Raub. Die Metalle wurden zu Waffen oder Werkzeug eingeschmolzen. Der Dschungel umarmte die Tempelanlagen mit festem Griff und gab sie so schnell nicht wieder her. Buddhistische Mönche nahmen sich einiger ihren Heiligtümer an und lebten weiter in Tempelstadt. Erst ca. 200 Jahre später (1860) erweckte der französische Naturforscher Henri Mouhot Angkor aus seinem Dornröschenschlaf. Das Interesse der westlichen Welt war genauso schnell geweckt und eine Expedition folgte der nächsten. 1898 begann die d’Ecole de Francaise d’Extreme-Orient mit den Restaurierungsarbeiten.

Die Tempelstadt Angkor erstreckt sich über viele Kilometer. Die Tempel sind verschlungen  und umgeben von Wald und Dörfern. Es lohnt sich auf alle Fälle auch die entfernteren Tempelanlagen zu besuchen. Die Fahrt mit dem Tuk Tuk (offene Motoradkutsche) macht nicht nur Spaß, der Fahrtwind lässt die Körpertemperatur sinken und vor allem bekommt man Einblick in das Leben der Menschen hier.

Schaut man in die Geschichtsbücher stellt man schnell fest, dass sich viele Dinge über die Jahrhunderte gar nicht so sehr verändert haben. Die Menschen leben noch immer vom Reisanbau, vom Zuckerrohr und dem täglichen Handwerk. Einen Unterschied gibt es doch, heute haben fast alle ein Hany und ein Moped.

Wer große Menschenansammlungen nicht scheut und Geschichte erleben möchte, sollte sich auf den Weg machen. Solche Orte sind von Reisenden immer hoch frequentiert. Doch keine Scheu. Angkor Wat bietet genug Platz für alle. Es gibt viele Wege abseits der üblichen Besucherrouten. Viele Reisende kommen nur für einen Tag die Tempelstadt und konzentrieren ihren Besuch auf die Haupttempel. Anzuraten ist ein drei Tages Ticket (62US$ pP), sonst wird man mit einem unfertigen Gefühl wieder abreisen.

Steht man in einer der geometrisch und architektonisch perfekt erbauten Tempelanlagen ist einem die Hitze des Tages plötzlich egal. Der Blick fällt auf in Stein gehauene Reliefs von größter Schönheit. Man kann kaum glauben, dass Menschen vor 1000 Jahren in der Lage waren so etwas Schönes und Perfektes zu errichten. Göttinnen, Tänzerinnen und Krieger ziehen den Blick in ihren Bann. Die Anzahl, der zu besichtigenden Tempel ist riesig.

Angkor Wat, der Haupttempel Angkors ist das größte sakrale Bauwerk der Welt. Wer ihn in Ruhe, ohne Menschenmassen besichtigen möchte, sollte zum Sonnenaufgang hinfahren. Zu dieser Zeit sitzen die Reisegruppen noch beim Frühstück und der Tempel ist nicht so überlaufen. Seine 800m langen Flachreliefs sind das beste Geschichtsbuch aus damaliger Zeit. Sie sind so beeindruckend und ausdrucksstark, stellen den Höhepunkt des künstlerischen Schaffens der Khmer dar. Fährt man die Allee gerade weiter bis zum Südtor des Angkor Thom begrüßen einen jeweils 54 Dämonen zur einen und 54 Göttheiten zur anderen Seite. Welch ein respekteinflößender Anblick!

Angkor Thom, erbaut vom letzten großen König Angkors, ist mit seinen vier Toren und dem einzigartigen Bayon sind nicht minder beeindruckend. Das Bauwerk ist geprägt durch schmale Gänge und schwindelerregend steile Treppen. Doch das Highlight sind seine 54 Türme, die mit insgesamt 216 lächelnden Gesichtern verziert sind. Hier sollte man sich ein schattiges Plätzchen suchen und einen Moment verweilen. Schnell wird man merken, dass man von den Hütern des Bayon gut beobachtet wird.

Einen Tempel möchte ich noch erwähnen. Er liegt ca. 20km  vom Bayon entfernt. Der Banteay Srei ist ein Shiva gewidmeter Hindutempel. Er wird als Krönung ankorianischer Kunst bezeichnet. Die Steinmetzarbeiten in dem rosafarbenem Gestein sind wunderbar. Bei einem kurzen Spaziergang zu den dahinterliegenden Reisfeldern und dem Seen kann man die Bauern auf dem Feld und die gutmütigen Wasserbüffel beim Fressen beobachten. Will man alle Bauwerke Angkors besuchen bräuchte man wohl Wochen. Man sollte sich lieber nicht zu viel vornehmen und sich dafür etwas mehr Zeit nehmen. Viel Spaß bei der Erkundung Angkors!

 

Artikel ist in der Zeitschrift " Die Straße" dem Mecklenburger Straßenmagazin erschienen


Klimaschutz und Reisen    2020


Als Horst Pfeiffer mich fragte, ob ich vielleicht einen Beitrag für die nächste Straßenzeitung hätte, musste ich überlegen. Reiseberichte habe ich viele, aber alle sind recht umfangreich. Dann bin ich eine Runde joggen gegangen und musste an den Diavortrag denken, den ich am Vorabend besucht hatte. “An den Rändern des Horizonts“ von Markus Mauthe. Markus Mauthe ist Landschaftsfotograf und Greenpeace Aktivist. Auf sehr einfühlsame Weise hat er von Menschen am Rande ’unseres’ Horizonts berichtet. Menschen, die in fernen und einsamen Regionen unserer Welt in bedrohten Kulturen leben. So gut es eben noch geht.

Die Entwicklung der Gesellschaft und der globale Klimawandel vernichten langsam aber sicher ihren Lebensraum. Sie können gar nichts dafür. Wir müssen Verantwortung übernehmen, denn wir alle haben irgendwie zu dieser Entwicklung beigetragen. Ich persönlich glaube, dass sich in den Köpfen der Menschen hier schon viel bewegt hat. Fast jeder wird Dinge nennen können, die er heute anders macht, als noch vor ein paar Jahren, das Weltklima im Hinterkopf. Und das ist auch gut so. Wir haben die Möglichkeit etwas zu tun. Die meisten Menschen in Afrika leben in bitterer Armut ein Leben ums Überleben. Für sie ist das Wort “Klimawandel“ von geringer Bedeutung. Aber auch sie spüren, dass sich etwas mit unserer Erde verändert. Die Konsequenzen für sie sind viel massiver als für uns.

Wie kriege ich jetzt die Kurve zum Reisen? Denn das ist ja sonst mein Thema. Ich kann mich noch gut an unsere ersten Reisen in den 90-ger Jahren erinnern. Wir sind viel durch Asien gereist. Damals lag auch mal eine Plastikflasche am Strand, doch Verunreinigungen, wie wir sie heute an vielen Stränden unseres Planeten vorfinden, gab es damals nicht. Das macht wirklich Angst. Überall auf der Welt machen sich besonders junge Leute für unseren Planeten und unser aller Zukunft stark. Wenn sich doch die Weltpolitik da ein Beispiel nehmen würde. Der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro hat tatsächlich vor, weitere große Teile des Amazonas zu vernichten. Weiß er wirklich nicht, dass er damit das Fass zum überlaufen bringt? Indigene Völker verlieren ihren Lebensraum, Tierpopulationen werden aussterben und unserem Planeten geht die Luft aus.

Doch es gibt auch gute Beispiele. Im Herbst letzten Jahres haben wir den Osten Australiens bereist. Ich hatte Bedenken auf ein zerstörtes und überlaufenes Great Barrier Reef zu treffen. Diese Bedenken waren umsonst. Die Menschen in Australien sind sich sehr wohl ihres Naturschatzes bewusst. Natürlich haben wir neben farbenfrohem Reef auch viele abgestorbene Korallenbereiche gesehen. Wir haben einen Bootsausflug zu einem Atoll unternommen. Ein unvergesslicher Tag mit großartiger schützenswerter Natur und Reiseleitern, die sehr sorgsam und bewusst mit der Natur umgehen.

Der Daintree Regenwald Queenslands ist der älteste unserer Erde. Er ist wunderschön und reicht in vielen Gegenden direkt bis ans Meer. Ranger haben vielerorts sogenannte Bordwalks gebaut. Wanderwege auf Holzstelzen quer durch Teile des Regenwaldes. So werden zum einen die Natur und ihre Lebewesen geschützt und zum anderen können die Besucher auf einfache Weise Einblick in die Wunderwelt des Regenwaldes nehmen.

Manch einer wird jetzt sagen, muss sie denn in ein Flugzeug steigen? Diese Frage muss jeder für sich selbst beantworten. Ich bin ein Globetrotter und kann auf meine Reisen noch nicht verzichten. Aber ich kann viele andere Dinge tun, um meinen Beitrag zu leisten. Zum Beispiel das Auto stehen lassen, wenn es ohne geht. Ich unterstütze Greenpeace mit einer monatlichen Spende. Greenpeace lässt sich nicht von Politikern oder Wirtschaftsbossen sponsoren. Ihre Arbeit ist so wichtig! Ein weiteres Beispiel. Ich bin seit 25 Jahren Patin des Kinderhilfswerks Plan-International. Und ich habe die Erfolge dieser Arbeit mit eigenen Augen und am Beispiel meiner Patenkinder erleben können. Den Menschen helfen in ihrer Heimat ein besseres Leben zu leben, dass ist ein gutes Ziel. Bildung in den benachteiligten Ländern ist der Schlüssel für eine bessere Zukunft in jeder Hinsicht, besonders für unseren Planeten. Und ich würde sogar dem brasilianischen Präsidenten einen Workshop zum Thema „ Klimawandel“ spendieren.

Artikel sollte in der Zeitschrift " Die Straße" dem Mecklenburger Straßenmagazin erschienen

... leider fiel dieses beispielhafte Zeitungsprojekt Sparmaßnahmen zum Opfer ...


Erinnerungen 2021


Was macht man in Zeiten wie diesen, als Globetrotter mit angezogener Handbremse.

Wir unternehmen kleine Weltreisen, so nenne ich es. Die letzten dreißig Jahre haben wir unsere Ferien fast immer „far away“ weit weg von zu Hause verbracht. Da bleibt nicht viel Zeit für die eigene schöne Heimat. Die erste kleine Weltreise hat uns nach Kiel geführt und die zweite Reise ging nach Cuxhaven. Man mag es kaum glauben, da war ich noch nie.

Beides Städte am Meer, wo der Blick weit in die Ferne reicht und sich neue Ziele an anderen Ufern sucht. Zumindest kann man davon träumen und das alleine hebt die Stimmung gewaltig.

Außerdem unternehmen wir Reisen in die Vergangenheit. Auf all unseren Entdeckungstouren schreiben wir Tagebuch. So habe ich neulich die große Kiste mit all den bunten Reisetagebüchern rausgekramt und mich auf die Suche nach Erinnerungen gemacht. Sie waren alle da, vielleicht etwas eingestaubt. Ganz unten schlummerten unsere ersten Reisen. Wer kennt sie noch, diese kleinen blauen Notizhefte aus DDR Zeiten?

1986 Rumänien-Donaudelta, 1987 Bulgarien-Piringebirge, 1988-Polen, mit dem Faltboot durch die Masuren.  Ist es wirklich so lange her? Wenn man den Erinnerungen freien Lauf lässt, sind viele Erlebnisse und Begegnungen so nah. Jetzt lesen wir sie alle nach und nach durch und haben viel Freude an unseren handgeschriebenen Erlebnissen.

Wie hat sich das Reisen und Leben  mit den Jahren verändert. Mir wird plötzlich klar, dass ich einiges von damals sehr vermisse. Zum Beispiel die gemeinsamen Abende mit Freunden bei einer oder zwei Flaschen Rosenthaler Kadarka. Nächtelang wurde diskutiert und von einer besseren und freien Welt geträumt. Wir haben sie bekommen, diese bessere Welt. Eine Welt, wo jeder offen seine Meinung sagen kann und wo ich überall hinreisen darf. Das zweite stimmt. Doch wie steht es um die Meinungsfreiheit? Die momentane Zeit der Pandemie führt es uns deutlich vor Augen. Eine gewaltige Herausforderung für uns alle. Hier wäre eine offen geführte Diskussion von Wert. Doch ist uns diese Dikussionskultur abhanden gekommen.  Heute werden auf SocialMedia  Kommentare gepostet und dann folgt ein Schwall von Antworten. Und die sind nicht immer nett und oft falsch verstanden. In der großen Politik läuft es nicht besser. Wir sollten lernen wieder miteinander zu reden, zu diskutieren, Meinungen abzuwägen, in einen Austausch gehen und anderen Meinungen Raum geben.

Jetzt bin ich abgedriftet, zurück zu meinen Reiseerinnerungen.

Ich habe viele abenteuerliche und spannende Reisen in verschiedenste Gegenden unserer einmaligen Erde unternommen. Wenn ich zurückdenke, waren gerade diese Reisen zu DDR Zeiten, vor allem die Tramptouren mit meiner Freundin Katrin nach Ungarn und Bulgarien, ein viel größeres Abenteuer und ich möchte diese Erlebnisse auf keinen Fall missen. Mit Römerlatschen sind wir durch das Piringebirge gewandert. Unsere Rucksäcke hatten mindestens 20kg, darin waren jede Menge Büchsen mit Wurst, Tütensuppen und Armeebrot aus der Dose. Geld hatten wir kaum. Jeder Pfennig wurde sparsam zweimal umgedreht. Wir sind auf Menschen getroffen, die selbst nicht viel besaßen und trotzdem mit Freude von dem Wenigen abgaben.

Zum Beispiel saßen wir im Gebirge am Wegesrand und knabberten trockenes Brot, als ein Hirte mit seiner Schafherde an uns vorbeikam. Er lächelte uns freundlich zu und schenkte uns selbstgemachte Butter aus Schafsmilch. Am Abend in der Berghütte staunten die anderen Wanderer nicht schlecht, als wir unsere Butter rausholten. Wir hatten gleich einen Spitznamen weg, die Buttertruden. Damals waren unsere Reisen kleine Abenteuer. Man wusste morgens nicht, wo man am Abend sein würde. Reiseführer mit Tipps zum Land hatten wir keine. Der Rucksack geliehen vom großen Bruder, dazu ein paar Tipps, was man sich unbedingt ansehen sollte und wo man Vorsichtig walten lassen musste. Wenn sich Reisende heute auf den Weg machen, sind sie meistens perfekt ausgerüstet.  Aber kommt es darauf an? In Erinnerung bleiben nicht die teuren Wanderschuhe. In Erinnerung bleiben die unvergesslichen Momente. Der Abend mit den bulgarischen Studenten bei Musik und Tanz am Feuer und natürlich die Butter aus Schafsmilch. Unsere Welt verändert sich in einem rasanten Tempo und doch findet man Oasen, wo die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. Einige Reiseziele meiner Jugend gehören dazu. Das Donaudelta ist noch heute eine Oase der Ruhe und Natur pur. Es könnte mein nächstes Ziel im Sommer sein. Eine Chance, meinen Erinnerungen neues Leben einzuhauchen.